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Als Ich das Erstaunen hatte,

meinen ersten Vampir wahrzunehmen,

wusste Ich noch nichts von

"eigengeistigen Gedankenpfaden"

oder "gedanklicher Autonomie",
- auch waren mir derlei Begriffe

völlig unbekannt, - denn Ich komme
aus keiner gebildeten Familie,

- auch gab es, - vor mir,

- keine Autoren in unserem Haus ...

Ich war gerade sechs Jahre alt und mit meiner Mutter auf Urlaub in der Steiermark,

- und zwar nicht in einer Stadt,

sondern direkt auf dem Land,
- wo Wir auf einem Bauernhof

zwei Wochen lang zu Gast waren. -

Was es schon gab, war ein Dorfgasthaus,

- und eines Mittags ging meine Mutter

mit mir dorthin
zum Schnitzelessen...

Wir sassen also zu Tisch und

erwarteten unsere Bestellung,

- einen Tisch weiter gab es gerade das Zusammensein einer Hochzeitsgruppe,
- die sich nach vollbrachter Vermählung dieserorts stärkte,
- um die zehn Personen,

die sich gut und lautstark unterhielten,

- einer davon, - der "Hauptredner",

- stand mit dem Rücken zu Uns,

und prostete den anderen Gästen zu. -

Was immer Ihn dazu auch trieb,

- plötzlich drehte Er sich um

und lächelte in die Gaststube,
- ein Lächeln, dass Ich nie wieder vergass,

- denn der gute Mann verfügte über geschätzte
"sechs Zentimeter lange Augenzähne" an der Oberseite seines Kiefers, - und mein Erblassen
schien Ihm grosse Freude zu bereiten. -

Ich habe noch nie in meinem Leben

so schnell ein Schnitzel gegessen,
- und wünsche der Braut dieser Gesellschaft seitdem alles erdenklich Gute ...

*

Bis zu meiner zweiten "vampiresken Begegnung" sollten viele Jahre in´s Land gehen,
- 34 Jahre später dachte Ich schon lange nicht mehr an den Brautredner, - und spazierte
durch das abendliche Wien durch den Resselpark im ersten Bezirk zur U-Bahn am Karlsplatz,
- als mir eine ca. 80-jährige Frau mit aufgelöstem Haar und torkelnden Bewegungen auffiel. -

Da Ich zu diesem Zeitpunkt bereits einige Jahre alte Menschen betreute, - ging Ich näher,
um Ihr meine Hilfe anzubieten,

- denn sie machte auf mich einen

verwirrten, hilflosen Eindruck,
- was sich jedoch schlagartig änderte,

als Ich bis auf wenige Meter an Sie herantrat...

Die Frau hatte eine Ausstrahlung

wie ein Kühlschrank,

- enge, stechende Pupillen,
- und, - da Sie den Mund geöffnet hatte,

- erkannte Ich an der Oberseite Ihres Kiefers
"zwei erstaunlich dünne,

aber recht lange Fänge"...

Mich dürfte Sie nicht wirklich realisiert haben, denn sie murmelte etwas in sich hinein,
und war bald an mir vorüber,

- der Ich noch gute 2 Stunden

durch Wien irrte, um diese
erneute Erfahrung zu verarbeiten. -

*

Meine dritte, - und bisher, - letzte,

- "vampireske Begegnung",

- hatte Ich ziemlich genau zwei Jahre später,

- und zwar auf einem Dienstweg,
- meine Aufgabe bestand darin,

- einen Klienten, der im Rollstuhl sass,
aus einem Lokal abzuholen

und nach Hause zu fahren. -


- Es war Winter, - Ich ging also in das Lokal, - begrüsste meinen Klienten,
- der mich bat, noch ein wenig zu warten,

und bestellte mir derweil eine Melange,
- die mir von einer ca. 40-jährigen Bardame serviert wurde, - welche mich anlächelte...

Interessanterweise hatte Sie

ganz normale Zähne, - allerdings

"zwei Zahnreihen hintereinander",
und die dahinterliegenden glitzerten unglaublich spitz durch die vordere Zahnreihe hindurch. -


Da mir meine letzte Erfahrung noch in guter Erinnerung war, nickte Ich Ihr nur verstehend zu,
trank erstaunlich gefasst meine Melange und fuhr danach meinen Klienten nach Hause. -

- Und so wurde Ich Vampirist,

- und nicht durch Filme oder durch Bücher ...

 

- Adamon von Eden. -